Geboren in Mexiko. Theatermacherin. Sprecherin.
Gründungsmitglied von Xochicuicatl.
Darinka ist bei ihrer Arbeit stets professionell und bestrebt, ihre Ideale und Überzeugungen mit Hilfe des Theaters Wirklichkeit werden zu lassen. Ihre Suche nach jenem Frausein, das in Einklang steht mit persönlichen Prinzipien vielmehr als mit gesellschaftlichen Konventionen, bleibt eine Herausforderung, die sie motiviert, Theater mit Inhalten zu machen.
Im November 1989 reist Darinka nach Berlin. In der Hartnackschule Berlin besucht sie einen Deutschkurs, und im April 1991 lernt sie Sonia Solarte kennen, die dem interkulturellen Zentrum S.U.S.I., Solidarisch, Unabhängig, Sozial, International, angehört. Sie lädt Darinka zu einer therapeutischen Schreib-werkstatt für lateinamerikanische Frauen ein.
Ab Mai 1991 nimmt Darinka an der Schreibwerkstatt Xochicuicatl teil, die sich zu diesem Zeitpunkt gerade formiert. Der Name Xochicuicatl kommt aus der indigenen Sprache Nahuatl (i) und bedeutet „Blumengesänge“. Zehn Jahre lang sollte Darinka der Gruppe um die Schreibwerkstatt verbunden bleiben. Dabei war es deren Ziel, der Einzigartigkeit jeder Teilnehmerin durch das Schreiben in der Muttersprache Raum zu geben. Die Themen kreisten um die Frage der Identität einer lateinamerikanischen Frau, die in einem neuen Land, nämlich Deutschland, vorwärtskommen möchte. Die Teilnehmerinnen teilten Erfahrungen wie die tägliche Konfrontation mit den eigenen Grenzen, weil ihnen Sprachkenntnisse fehlten oder sie keine Arbeit finden konnten, die ihrer mitgebrachten Ausbildung und Berufserfahrung entsprochen hätte – im Gegensatz zu den Stellenangeboten, die sie auf ein geschlechts- oder herkunftsspezifisches Profil beschränkten. So fand Darinka in der Schreibwerkstatt einen Raum, in dem sie sich wohlfühlen, sich austauschen, reflektieren und Hilfe erhalten konnte, um nicht den Mut zu verlieren. Während dieser Zeit trug sie mit ihren Texten zu den fünf ersten Ausgaben des Gedichtbands Cantos de flores (ii)(„Blumengesänge“) bei, die aus der Schreibwerkstatt heraus entstanden.
Von der Schreibwerkstatt zur Gründung des Vereins Xochicuicatl: Da es im Umfeld von S.U.S.I. viele weitere Menschen aus Lateinamerika gab, die der Unterstützung bedurften, kam die Idee auf, unabhängig von der Schreibgruppe einen Verein ins Leben zu rufen, um sich solidarisch gegenseitig beizustehen. So gründete sich am 15.01.1992 „Xochicuicatl e.V. Lateinamerikanischer Frauenverein“. Darinka brachte sich mit eigenen Ideen in den Gründungsprozess ein. Es war eine Zeit heftiger Diskussionen und eingehender Reflexionen, aber notwendig, um die Vereinsstatuten zu erarbeiten. Schließlich bestanden gegensätzliche Positionen, was den richtigen Ansatz, die Organisation, Projekte, die Mitgliedschaft spanischer Frauen usw. betraf.
Um das Jahr 2000 entfernte sich Darinka für eine Zeit von Xochicuicatl, um durch das Theater zu ihren kulturellen Wurzeln zurückzukehren: Sie arbeitete mit dem Kulturverein La Calaca, den der mexikanische Schauspieler und Regisseur Mario Vázquez gegründet hatte. Mit ihm nahm sie an den Festivitäten zum Día de los Muertos („Tag der Toten“) in Berlin teil und an der Inszenierung des Stücks La gloria y el infierno („Ruhm und Hölle“, 2000). Bei letzterem wurden Elemente der mexikanischen Idiosynkrasie aufgenommen, um auf humorvolle und ironische Weise Problematiken und Schwierigkeiten der Migrationserfahrung dazustellen, und zwar vor dem Hintergrund der momentanen politischen und wirtschaftlichen Situation in Deutschland. Aus dieser Erfahrung wiederum entstand die Inszenierung des Stücks Wer hat die Rumbatänzerin umgebracht? (des chilenischen Autors Omar Saavedra Santis), das sich aus einer interkulturellen Perspektive und Zusammenarbeit heraus weiter mit dem Thema Migration und Integrationsprozessen beschäftigte.
Darinka nahm weiterhin an unabhängigen künstlerischen Projekten in Berlin und anderen deutschen Bundesstaaten teil, „die mir Vertrauen in meine künstlerischen Fähigkeiten geben und immer ein Impuls und eine Inspiration waren, mich weiter auszubilden.“
Über Xochi: „Ein Kreis von Frauen, die singen und tanzen. Freundschaftliche und schwesterliche Bande.“
Wie stellst du dir Xochi in 25 Jahren vor? „Gestärkt durch ein größeres und vielfältigeres Team, wodurch die verschiedensten Themen in größerer Breite und mit mehr Tiefe behandelt werden können.“
Wie wirst du Xochi verbunden bleiben? „In Freundschaft.“ Vor Kurzem ergab es sich, dass Darinka Migrantinnen bei der Lösung behördlicher und ähnlicher Fragen begleiten konnte. „Das Wissen um den Prozess, den man durchläuft, wenn man neu in einem Land ist – meine Erfahrung, alles, was ich gelernt habe – macht mich verwantwortlich gegenüber neu angekommenen Frauen.“
Darinka ist bei ihrer Arbeit stets professionell und bestrebt, ihre Ideale und Überzeugungen mit Hilfe des Theaters Wirklichkeit werden zu lassen. Ihre Suche nach jenem Frausein, das in Einklang steht mit persönlichen Prinzipien vielmehr als mit gesellschaftlichen Konventionen, bleibt eine Herausforderung, die sie motiviert, Theater mit Inhalten zu machen. Sie fühlt sich in ihrem Element, wenn sie zugleich Schauspielerin und Autorin eines Werks ist. Mit ihrer Arbeit versucht sie den Zuschauer über die Unterhaltung hinaus direkt anzusprechen und aus seiner Komfortzone herauszulocken. So bleibt es das, was sie von Anfang an zum Theatermachen inspirierte: Bruch und Veränderung.
Berlin, 9. November 2016
Interview und Text: Diomar González Serrano
Übersetzung: Laura Haber
i http://www.donquijote.org/cultura/mexico/lenguajes/nahuatl
ii Cantos de flores (1992). Escenario: El Metro-Tatort, Ubahn (1995). Re-cuentos y Caleidoscopios (1996). Palabras de Fiestas (1998). Cuadernos X Aniversario (2010).